Pro Kontrabass, Bass-Camp

„Bass“ macht Spaß

In Kürze mehr …



Vorträge, Unterricht

Fortbildungen zum Thema Minibass

Vorträge in Trossingen, Wangen, Leipzig
Fortbildungen in Trossingen und Rheinsberg

Regelmäßiger Minibass-Unterricht und Vorträge beim Basscamp der Pädagogischen Arbeitsgemeinschaft Kontrabass der bayrischen Bassisten in Alteglofsheim.

Vortrag beim Musikschulkongreß in Leipzig am 16. Mai 2001

Frühinstrumentalunterricht auf dem Kontrabass

Stellen sie sich vor …

… sie hören auf dem Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ fünf sechsjährige Bassisten und im Unterstufenorchester stehen neben vier Cellisten auch vier Bassisten – in Ahrensburg normal!

Ich begrüße Sie herzlich heute morgen zu dieser Arbeitsgruppe. Insgeheim habe ich gehofft, daß das Thema Minibass auf großes Interesse stößt, aber wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich doch nicht mit einer so großen Zahl gerechnet.

Es ist erfreulich, dass jetzt in Deutschland das Interesse am Minibass-Projekt (oder auch Kinderbass-Projekt) wächst, welches in England bereits 1983 ins Leben gerufen wurde. Bevor ich mich vorstelle, möchte ich ihnen noch sagen, was sie heute früh erwartet:

- Geschichte der „Minibässe“ (USA, England, Finnland, Deutschland)
- Instrumente, Beschaffung, Spielbarkeit, Werbung usw.
- Unterrichtskonzept
- Vorführung einer Stunde
- Konzert mit größeren Minibasskindern
- Zeit für Fragen

Ich selbst habe Musikerziehung mit den Fächern Cello und Kontrabass in Lübeck studiert, mich jedoch recht bald nur noch auf den Bass konzentriert. Neben Orchestertätigkeit und Unterrichten habe ich auch noch eine Krankengymnastikausbildung absolviert. Jetzt unterrichte ich in Lübeck, Plön und Ahrensburg insgesamt 26 Schüler/innen.

Zufällig las ich in der NMZ von dem Gründungsvorhaben von Pro-Kontra-Bass, und schickte einen kurzen Bericht über meine Arbeit in Lübeck. Und nun stehe ich hier vor ihnen, um ihnen live zu berichten. Vor 1986 begann ich damit, meine Ideen über das Unterrichten von kleinen Kindern auf dem Kontrabass in die Tat umzusetzen. Zunächst auf einem halben Bass, dann über Viertel-Bässe bis jetzt zu Achtel-Bässen.


Ich selbst mußte warten, bis ich „groß“ war …

Ich selbst mußte warten, bis ich „groß“ war, und begann erst mit 17 Jahren mit dem Kontrabassspiel. Daraus ergab sich mein Wunsch, anderen Kindern das Warten zu ersparen. Außer bei den Kindern stieß ich mit dieser Idee überall auf taube Ohren. Die Eltern und Musikschuldirektoren winkten ab.

Also kaufte ich privat einige kleine Instrumente, ließ Bögen bauen und begann das Minibassprojekt Lübeck. Erst als sich die ersten Erfolge zeigten und die Nachfrage stieg, konnte ich 10 Jahre später einige Musikschulen und Schulen davon überzeugen, ebenfalls kleine Bässe anzuschaffen. So kann ich inzwischen über 1 1/2,15 1/4- und 7 1/8-Bässe verfügen.

Diplomarbeit · Recherche

1987 begann ich über dieses Thema für meine Diplomarbeit zu recherchieren und war nicht schlecht erstaunt, dass in England bereits das 5-jährige Jubiläum des Minibassprojektes von Carolin Emery gefeiert wurde. Auch in Amerika waren bereits 10-tel Instrumente im Angebot, es bestand ein reger Austausch auch mit skandinavischen Ländern.

Es bestehen in diesen Ländern nationale Kinderorchester und auch bereits seit 20 Jahren Kurse für Kinder. Die Instrumente kamen größtenteils aus Deutschland und wurden fast ausschließlich für den Export hergestellt.

Das einzige deutsche Projekt in dieser Zeit habe ich in Würzburg gefunden.


Anfängliche Probleme

Als ich mit meiner Arbeit anfing, waren die Bässe schwer zu beschaffen (und dass obwohl sie bereits im Lande hergestellt wurden!) und recht teuer. Es gab keine Hüllen und auch sonst kein Zubehör.

Diese Anfangsprobleme habe ich in meiner Diplomarbeit 1988 ausführlich beschrieben, ebenso wie die bereits bestehenden Projekte. Ständige Nachfrage und Anregung haben dazu geführt, dass inzwischen vollständige Sets, auch mit passenden Saiten und Bögen, zu schon etwas günstigeren Preisen angeboten werden.

Sie können helfen, die Situation noch weiter zu verbessern, indem sie das Projekt auch an Ihre Musikschule holen. Dazu braucht es nicht viel:

1. Interessierte Musikschuldirektoren/innen und Fachbereichsleiter/innen
2. Interessierte Kontrabasspädagogen/innen
3. Kinderinstrumente mit passenden Bögen und Hüllen
4. Den Eltern den Schrecken über das große Instrument nehmen

Minibass-Projekt

Wenn sie sich für das Minibassprojekt an ihrer Schule entschieden haben, und auch eine Kontrabasslehrkraft gewinnen konnten, steht an erster Stelle die Geldbeschaffung, und unmittelbar danach auch schon die Instrumentenanschaffung.

1/8-Bässe können von 6-10-Jährigen gespielt werden, und 1/4-Bässe reichen für 8-12-jährige Kinder. Ich bin gespannt auf die 1/10-Bässe, die ich in Wangen im Allgäu im Juni kennenlernen werde.

Ich überlasse es Ihrem Erfindungsreichtum, örtliche Sponsoren anzusprechen. So hießen z.B. in England die ersten Bässe „Britten-Pears-Bass“, „ESTA-Bass“ und „Harlech Television-Bass“ (es ist auch für die Kinder ganz nett, sich mit einem Namensbass zu identifizieren, da ihnen das Instrument ja nur für eine Zeit lang geliehen wurde).

An zweiter Stelle folgt die Werbung. Sie sollte an allen Schulen erfolgen, auch an den Grundschulen (Fotos oder Zeichnungen)! Die einfachste Lösung ist es, den Kontrabass schon in der Musikalischen Früherziehung vorzustellen, und im Instrumentenkarussel (Instrumentaler Orientierungsunterricht und andere Namen) zu integrieren, weil die Kinder dann noch nichts von dem „Exoten“ gehört haben, und es für ganz normal halten, Kontrabass zu spielen. Seit Januar unterrichte ich in Plön im Orientierungsunterricht auch Vorschulkinder mit Begeisterung auf beiden Seiten.


Fazit: Geld (Sponsoren), Instrumente, Schüler, Lehrer

Wenn diese technische Hürde genommen ist, stellt sich die Frage:
Wer soll die vielen Kinder unterrichten? – Sie hoffentlich!

Noch sind die Diplommusikpädagogen/innen für Bass in der Minderheit. Ein Großteil der Arbeit wird von den örtlichen Orchestermusikern übernommen. Wenn die so aufgeschlossen sind wie Sie, freue ich mich, aber es ist erschreckend, wie viele Kinder noch mit Simandl gequält werden.

Bei der bisherigen Schülersituation musste man als Musikerzieher schon mächtig vom Idealismus geplagt worden sein, oder sich mit Nebentätigkeiten über Wasser halten. Solange man vom Kontrabassunterrichten nicht leben kann, werden weiterhin die Orchestermusiker einspringen, die neben ihrem Beruf gar nicht die Zeit haben 20 Schüler zu unterrichten.

Und was machen die Landgemeinden ohne Orchester in der Nähe?

Wir hier sind gerade dabei, die Schülerzahlen zu erhöhen, so dass es sich lohnt, den Musikerzieherweg einzuschlagen. Der Teufelskreis muss unterbrochen werden.

Unterricht!

Wenn Sie bisher nur Schüler ab 13 Jahren unterrichtet haben, müssen Sie umlernen. Bringen Sie Geduld mit! Sie müssen den Kindern neben der Musik, der Technik am Bass, auch noch Noten- und Theoriekenntnisse beibringen.

Jüngere Schüler können sich oft noch nicht so lange konzentrieren. Bringen Sie spielerische Elemente in den Unterricht ein. Bei mir vergehen 10 bis 15 Stunden nur mit leeren Saiten, bis das erste Mal die Finger aufgesetzt werden. Und dann geht es weiter mit der Geduld. Die Kraft muss sich erst langsam entwickeln.


Einrichten der Instrumente

An diesem Punkt muss ich etwas zum Einrichten der Instrumente sagen: Achten Sie unbedingt darauf, dass die Saiten so niedrig wie möglich auf dem Griffbrett liegen, feilen Sie, wenn nötig, den Obersattel auf Null. Der Bass sollte leichtgängig sein.

Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass die Handwurzelknochen bis zum Alter von etwa 12 Jahren noch knorpelig und weich sind. Denken Sie an die Schäden, die Sie den Kindern durch ungeeignete Instrumente zufügen können.

Mit abstrakten Erklärungen kommen sie bei Kindern nicht weit. Wie helfen sie Ihren Schülern, gerade zu streichen? Bildhafte Sprache, „Puschel“, die Hand soll getroffen werden, „für den Papierkorb spielen“ …

– Interesse und Neugier wecken
– Selber ausprobieren lassen: z.B. wie spiele ich eine Pause? Erst dann ggf. korrigieren und zeigen
– Übungen möglichst so gestalten, daß Fehlhaltungen vermieden werden: z.B. zuerst nur alle Finger gemeinsam aufsetzen. Vibrato am Schlüsselbein, u.ä.
– Klavierbegleitung auch schon zu leeren Saiten: Musizieren
– Systematischer Aufbau: Leere Saiten. 4. Finger und leere Saiten. 4. und 1. Finger . 2. Finger neu lernen. Nur 1. und 2. Finger. Erst bei ausreichender Sicherheit werden 2. und 4. Finger gemischt.
– Von der großen zur kleinen Bewegung.
– Immer positiv formulieren
– Höher/tiefer genau definieren. Ich meine immer die Tonhöhe, die Handhöhe müssen die Kinder selbst umrechnen
– Selbst komponieren lassen. Ich habe einige Beispiele mitgebracht.
– Machen sie sich darauf gefasst, erstaunliche Fragen und Erklärungen von den Kindern zu bekommen. „Warum sollen ausgerechnet die Noten mit wenig dran lang sein, und die mit den ausgemalten Köpfen (mit viel mehr Arbeit dran) kurz?“ „Wie viele Finger muss ich nehmen, wenn da drei ‚Fisse‘ vorne vor stehen?“ „Das Stück mit dem Auge“.
– Der Unterricht sollte beiden Seiten Spaß machen!

Fazit: Geduld, Fantasie, Systematik


Probeunterrichten

Die Kinder lernen mit dem Bogen streichen, lernen die G- und D- Saite kennen, und probieren die „Flugzeuge“ aus.

Konzert mit größeren Minibasskindern.

Zeit für Fragen

Etwas möchte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben:

Kennen Sie das Phänomen des 100. Affen? – Auf einer Insel im Japanischen Mittelmeer wurde ein Affenweibchen dabei beobachtet, wie es Kartoffeln vor dem Essen im Meer wusch, weil sie dann offensichtlich besser schmeckten. Das machten ihr einige Affen nach, bis es schließlich etwa 100 waren. In dem Moment begannen die Affen auf den Nachbarinseln plötzlich, auch ihre Kartoffeln zu waschen, obwohl es keine Verbindung zwischen den Inseln gab. Es gab den Bewußtseinssprung.

Offenbar muss eine gewisse Anzahl von Individuen, die kritische Masse, das neue Verhalten aufgenommen haben, dann verbreitet es sich schnell. Was ich Ihnen damit sagen will: wir sind nicht mehr weit von den 100 entfernt.

1987 formulierte ich für meine Diplomarbeit: „Wer weiß, ob der Kontrabass in 15 Jahren vielleicht nicht mehr nur als eine Seltsamkeit, welche nur von Exzentrikern oder von weniger Fähigen erlernt wird, angesehen wird, sondern statt dessen seinen rechtmäßigen Platz als würdiges Musikinstrument, das er ist, einnehmen wird“.

Wir sind also nur noch ein Jahr davon entfernt. Berichten Sie mir im nächsten Sommer, wie Ihre Projekte laufen!

Vielen Dank.

Eigene Erfahrungen · Vierzehn Jahre später

Nachwort zu meiner Diplomarbeit

Im Laufe der Jahre wurden meine Schüler immer jünger. Die Kraftprobleme wurden größer und die Noten- und Theoriekenntnisse nahmen ab. Bei allen gleich war aber die Abneigung gegen die „Zettelwirtschaft“, sie verlangten nach einer Schule. Fündig wurde ich bei Carolin Emery mit „Bass is best“.

Eine ganz große Neuerung gegenüber den Standardschulen war der Beginn in der 1. Lage. Das bietet enorme Vorteile: Der Kraftaufwand ist geringer, die Finger müssen nicht ganz so weit gespreizt werden. Die leeren Saiten können besser integriert werden. Die meisten Schulorchesterstücke stehen in D-Dur, d.h. die Schüler können meistens nach einem halben Jahr Unterricht bereits in den Schulorchestern mitspielen (Motivationssteigerung).

C. Emery läßt den Kindern genügend Zeit, mit dem Bogen vertraut zu werden. Meistens reichen dazu die ca. 20 Stücke. Wenn Schüler länger brauchen, halte ich sie zum Selberkomponieren an (die anderen allerdings auch). Das Fingeraufsetzen beginne ich im Gegensatz zu ihr mit allen Fingern gemeinsam. Das hat einen ganz einfachen Grund: Alle Finger zusammen sind kräftiger als einer und die Möglichkeiten, eine falsche Fingerhaltung einzunehmen, sind geringer. Erst wenn die Finger ausreichend gekräftigt sind, durch Stücke mit dem 4. Finger und den leeren Saiten oder auch durch isometrische Übungen und andere Fingerspiele, gehe ich in der Schule weiter. Systematisch gut ist, daß der 2. Finger extra eingeführt wird. Danach wird „gemischt“.

Die Erklärung der halben Lage lässt allerdings sehr zu wünschen übrig. Dort schalte ich dann doch wieder Zettel ein, aus der Frühinstrumentalschule von Egon Saßmannshaus (die allerdings meines Wissens nicht im Druck erschienen ist).

Genauso verfahre ich mit der Erklärung der anderen Lagen. Hier dürfen sich die Schüler oft Notensammlungen zum Geburtstag oder Weihnachten wünschen.

Ein weiteres Problem ist, dass die deutschen Kinder die englischen Kinderlieder nicht kennen, ich aber noch keine deutsche Schule mit meinem systematischen Ansatz gefunden habe und meine eigene Schule noch in der Produktion steckt. Seit Oktober 2000 habe ich allerdings bereits mit vielen aktiven Kollegen gesprochen, und ich bin sicher: Dieses Problem wird nicht mehr lange bestehen!

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